Capa Tosta - eine Show.
Es gibt so Lokale, die geistern in allen möglichen Magazinen und Blogs herum und man wird aufmerksam. Und weil man Neuem gegenüber immer aufgeschlossen ist, geht man dann auch hin. So geschehen letzten Freitag. Ziel: Das "Capa Tosta" - ein Italiener im tiefsten 15ten Bezirk, genauer gesagt auf der Sechshauser Straße.
Der berühmt berüchtigte und gleichermaßen geliebte und gehaßte Herbert Hacker schrieb in seiner Kritik:
...Capa Tosta, was übersetzt "Sturschädel" heißt. Und diesen braucht der Besitzer Matteo Luisi auch, wenn man ein Lokal erstens in ein Hotelparterre und zweitens mitten ins kulinarische Niemandsland setzt. Er verwendet jedoch schon am Vortag vorbereiteten Teig mit wenig Germ, daher ist dieser besonders bekömmlich. Die Paradeiser sind auch nicht irgenndwelche, sondern eine spezielle Züchtung, die am Fuße des Vesuvs gedeihen und ein unvergleichliches Aroma haben.
Und außerdem verbindet er kulinarisches mit Show - immr wieder treten Soul-Künstler auf der lokaleigenen Bühne auf...
Soweit, so gut.
Wir haben online reserviert - das geht sogar mit Tischauswahl. Feine Sache. Ich nahm einen Tisch nicht gleich bei der Bühne (man ist ja nimmer so jung...) und weil wir erwogen haben, die Amy-Maus mitznehmen, rief ich aber sicherheitshalber deswegen noch an. Eine ziemlich erstaunte Dame am anderen Ende meinte auf meine Anfrage hin zu ihrem Kollegen:
...Du, sag, kann man zu uns *Tiere* mitnehmen?
Fand ich ja unterhaltsam. Aber vielleicht nehmen andere Leute ja ihren Sittich oder das Meerschweinchen mit, keine Ahnung. Auf jeden Fall gab´s dann ein "Nein" - ok, lassen wir die Maus zu Haus.
Der erste Eindruck des Lokals war recht fein - nette soulige Hintergrundmusik, reduzierte Einrichtung, viel Weiß und auf jeden Fall "das gewisse Etwas", was nicht in jedem Lokal zu finden ist.
Als ich bekanntgab, daß ich reserviert hatte, führte uns der Kellner zu einem Tisch. Gleich bei der Bühne. ;-)
Ich erwähnte unsere Reservierung und er fuchtelte mit einem Reservierungslisten-Ausdruck herum und als ich ihm dann die Tischnummer sagte, meinte er "Ah, ja!" und wir hatten endlich unseren Tisch. Am Weg dahin meinte der gute Mann noch "Wir haben *aber* eine Garderobe" - ein leichter Wink, die Jacke nicht über die Sessellehne zu werfen.
Machen wir, kein Problem.
Dann passierte einmal zehn Minuten nix. Es huschten zwar unzählige Male sehr lässige und im Groove schwingende Kellner vorbei, doch stehen blieb keiner.
Dann - endlich - wurden wir erhört. Wir bestellten und dann meinte der Kellner "mit´m Essen warten wir eh´ noch, gell."
Nix Fragezeichen am Ende.
Interpunktion.
Wobei es nicht an der Auswahl liegen kann, daß wir uns noch nicht entschieden hätten. Nein, es gab ja nur circa 15 Speisen - Vor- Haupt - und Nachspeisen zusammengezählt. Das hätten wir in zehn Minuten geschafft, denke ich. Aber gut.
Dann wurden wir nach einiger Wartezeit wieder einmal besucht und wir bestellten die "Pizza a la capa tosta" und das Rinderfilet 180 Gramm vom Rost mit "Beilagen des Tages".
Nach ein paar Minuten bekamen wir "Bruschette" auf den Tisch gestellt. "Bruschette": Bitte die Anführungszeichen nicht übersehen.
Wir hatten den Eindruck, jemand hätte am Weg schon ´mal beim Teller zugegriffen.
Inzwischen füllte sich das Lokal und es wurde viel links und rechts gebusselt, mitunter mit dem Servierpersonal. Weiter nicht schlimm, kennen sich halt, die Menschen. Doch: warum bekamen die schon ihre Hauptspeisen, während wir noch warteten? Und das auch nicht zu knapp... nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde kam mein Filet. Es war gut gebraten, doch 180 Gramm waren das nie und nimmer. Ach ja, a pro pos "gebraten" - gefragt wurde ich natürlich nicht, ob "englisch", "medium" oder "well done".
Raini war schon "weissbrotgefüllt" und eigentlich bzw. trotzdem a bisserl unrund, weil er doch Gusto auf Pizza und nicht auf blankes Weissbrot hatte. Und dann: Das verheißene, leicht verdauliche Spezialteig-Ding kam, nach weiteren zehn Minuten.
Sie war nicht schlecht, um es zusammenzufassen. Doch der Ruccola war lieblos draufgepfeffert, irgendwie dachte man sich: *das* ist jetzt das Wunderwuzzi-Ding?
Serviert wurde der bekömmliche Germteigling mit den Worten "sorry für den little delay"... witzig war er schon, der Kellner.
Der Rotwein war wunderbar, mit € 24.- für einen guten Chianti auch preislich in Ordnung.
Eine halbe Stunde nach Pizzaanlieferung waren wir wieder am Weg zur U-Bahn. Was wir mitnahmen? Die Erkenntnis, daß der Herr Hacker ned immer recht hat und dass dieses Lokal eine Show ist.
Will man gute Pizza essen, ist man mit Lokalen wie dem "Il Ragazzi", dem "Terroni", dem "Fratelli" oder dem "Sestante" besser bedient.
Der berühmt berüchtigte und gleichermaßen geliebte und gehaßte Herbert Hacker schrieb in seiner Kritik:
...Capa Tosta, was übersetzt "Sturschädel" heißt. Und diesen braucht der Besitzer Matteo Luisi auch, wenn man ein Lokal erstens in ein Hotelparterre und zweitens mitten ins kulinarische Niemandsland setzt. Er verwendet jedoch schon am Vortag vorbereiteten Teig mit wenig Germ, daher ist dieser besonders bekömmlich. Die Paradeiser sind auch nicht irgenndwelche, sondern eine spezielle Züchtung, die am Fuße des Vesuvs gedeihen und ein unvergleichliches Aroma haben.
Und außerdem verbindet er kulinarisches mit Show - immr wieder treten Soul-Künstler auf der lokaleigenen Bühne auf...
Soweit, so gut.
Wir haben online reserviert - das geht sogar mit Tischauswahl. Feine Sache. Ich nahm einen Tisch nicht gleich bei der Bühne (man ist ja nimmer so jung...) und weil wir erwogen haben, die Amy-Maus mitznehmen, rief ich aber sicherheitshalber deswegen noch an. Eine ziemlich erstaunte Dame am anderen Ende meinte auf meine Anfrage hin zu ihrem Kollegen:
...Du, sag, kann man zu uns *Tiere* mitnehmen?
Fand ich ja unterhaltsam. Aber vielleicht nehmen andere Leute ja ihren Sittich oder das Meerschweinchen mit, keine Ahnung. Auf jeden Fall gab´s dann ein "Nein" - ok, lassen wir die Maus zu Haus.
Der erste Eindruck des Lokals war recht fein - nette soulige Hintergrundmusik, reduzierte Einrichtung, viel Weiß und auf jeden Fall "das gewisse Etwas", was nicht in jedem Lokal zu finden ist.
Als ich bekanntgab, daß ich reserviert hatte, führte uns der Kellner zu einem Tisch. Gleich bei der Bühne. ;-)
Ich erwähnte unsere Reservierung und er fuchtelte mit einem Reservierungslisten-Ausdruck herum und als ich ihm dann die Tischnummer sagte, meinte er "Ah, ja!" und wir hatten endlich unseren Tisch. Am Weg dahin meinte der gute Mann noch "Wir haben *aber* eine Garderobe" - ein leichter Wink, die Jacke nicht über die Sessellehne zu werfen.
Machen wir, kein Problem.
Dann passierte einmal zehn Minuten nix. Es huschten zwar unzählige Male sehr lässige und im Groove schwingende Kellner vorbei, doch stehen blieb keiner.
Dann - endlich - wurden wir erhört. Wir bestellten und dann meinte der Kellner "mit´m Essen warten wir eh´ noch, gell."
Nix Fragezeichen am Ende.
Interpunktion.
Wobei es nicht an der Auswahl liegen kann, daß wir uns noch nicht entschieden hätten. Nein, es gab ja nur circa 15 Speisen - Vor- Haupt - und Nachspeisen zusammengezählt. Das hätten wir in zehn Minuten geschafft, denke ich. Aber gut.
Dann wurden wir nach einiger Wartezeit wieder einmal besucht und wir bestellten die "Pizza a la capa tosta" und das Rinderfilet 180 Gramm vom Rost mit "Beilagen des Tages".
Nach ein paar Minuten bekamen wir "Bruschette" auf den Tisch gestellt. "Bruschette": Bitte die Anführungszeichen nicht übersehen.
Wir hatten den Eindruck, jemand hätte am Weg schon ´mal beim Teller zugegriffen.
Inzwischen füllte sich das Lokal und es wurde viel links und rechts gebusselt, mitunter mit dem Servierpersonal. Weiter nicht schlimm, kennen sich halt, die Menschen. Doch: warum bekamen die schon ihre Hauptspeisen, während wir noch warteten? Und das auch nicht zu knapp... nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde kam mein Filet. Es war gut gebraten, doch 180 Gramm waren das nie und nimmer. Ach ja, a pro pos "gebraten" - gefragt wurde ich natürlich nicht, ob "englisch", "medium" oder "well done".
Raini war schon "weissbrotgefüllt" und eigentlich bzw. trotzdem a bisserl unrund, weil er doch Gusto auf Pizza und nicht auf blankes Weissbrot hatte. Und dann: Das verheißene, leicht verdauliche Spezialteig-Ding kam, nach weiteren zehn Minuten.
Sie war nicht schlecht, um es zusammenzufassen. Doch der Ruccola war lieblos draufgepfeffert, irgendwie dachte man sich: *das* ist jetzt das Wunderwuzzi-Ding?
Serviert wurde der bekömmliche Germteigling mit den Worten "sorry für den little delay"... witzig war er schon, der Kellner.
Der Rotwein war wunderbar, mit € 24.- für einen guten Chianti auch preislich in Ordnung.
Eine halbe Stunde nach Pizzaanlieferung waren wir wieder am Weg zur U-Bahn. Was wir mitnahmen? Die Erkenntnis, daß der Herr Hacker ned immer recht hat und dass dieses Lokal eine Show ist.
Will man gute Pizza essen, ist man mit Lokalen wie dem "Il Ragazzi", dem "Terroni", dem "Fratelli" oder dem "Sestante" besser bedient.
schlosser - 28. Mär, 15:49
13 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
richard (Gast) - 28. Mär, 19:21
schade
vor allem die bruschettal schaun sehr verlockend aus
ossi1967 - 28. Mär, 19:51
Das kommt mir doch bekannt vor?!
Ihr habz doch irgendwie eine Schwäche für solche Lokale. ;)
Aber wahrscheinlich geht man da auch gar nicht zum Essen hin, sondern zum Bussi-Geben und iPhone-Gassi-Führen. *g*
schlosser - 28. Mär, 22:01
hähä...
Naja, das Ei_Phone war eh mit dabei. Aber die Photos hab ich mit'm Nokia geschossen, eh klar. ;-)
Aber das 'Schuppich' ist nun wirklich ein alter Hut, Oskarle.
Zwei Flops in drei Jahren...ein guter Schnitt, oder? Man darf halt ned immer nur ins Motto oder zum Plachutta gehen...! ;-)
Aber das 'Schuppich' ist nun wirklich ein alter Hut, Oskarle.
Zwei Flops in drei Jahren...ein guter Schnitt, oder? Man darf halt ned immer nur ins Motto oder zum Plachutta gehen...! ;-)
ossi1967 - 29. Mär, 10:46
Wieso nicht
Wenn man was gefunden hat, was paßt, dann muß man keine Experimente machen. Stichwort Spaghettifreitag. ;)
Und sei ma net bös - bei dem Lokal sieht man doch schon auf den Fotos, was es gschlagn hat. Wobei: Das hier ist wirklich die Krönung. So was kriegt nichtmal mein Pizzaflitzer fertig:
Das ist Euch wirklich so aufn Tisch gestellt worden?
schlosser - 29. Mär, 14:21
Na, wenn ich´s Dir sag!
GENAU SO kam das Tellerchen...
Ich hab´s mir ja verkniffen, doch wollt´ ich den Kellner schon fragen, ob er unterwegs nix verloren hat! *gg*
Krümel waren ja drauf,... ist das Bruschetterle vielleicht ausgeflogen? Wer weiß? :)
Ich hab´s mir ja verkniffen, doch wollt´ ich den Kellner schon fragen, ob er unterwegs nix verloren hat! *gg*
Krümel waren ja drauf,... ist das Bruschetterle vielleicht ausgeflogen? Wer weiß? :)
schlosser - 29. Mär, 14:23
a pro pos "Schuppich"
Da simma am Mittwoch wieder. Witzig...
...eine Geburtstagseinladung. Aber da hat man wenigstens Zeit zum Gratulieren, bis das Essen kommt. *gg*
...eine Geburtstagseinladung. Aber da hat man wenigstens Zeit zum Gratulieren, bis das Essen kommt. *gg*
ossi1967 - 29. Mär, 14:41
Ja, eh
Wenn man nicht grad essen will, ist der Schuppich ein durchaus empfehlenswertes Lokal mit hohem Unterhaltungswert. ;)
andy (Gast) - 22. Dez, 15:17
tier
....hab mich gerade zerkugelt über das "tier"....
Atta (Gast) - 25. Okt, 04:12
Am Besten...
...finde ich ja die Werbung für die "sensationellen" San Marzano-Tomaten, die's so gut wie überall um 1,5-2 Euro pro Dose zu kaufen gibt. Wieviel ein Gewerbetreibender zahlt, möchte ich gar nicht wissen.
"Heute bei uns: Emmentaler auf der Pizza! Ein fantastischer Käse, den Sie außer bei uns nirgends finden werden!"
Da legst di nieda... was die Alles haben!
"Heute bei uns: Emmentaler auf der Pizza! Ein fantastischer Käse, den Sie außer bei uns nirgends finden werden!"
Da legst di nieda... was die Alles haben!
Christa (Gast) - 21. Dez, 21:03
Sehr informative Kritik, danke dafür. Dieses Lokal werden wir wohl dann besser auslassen! :-)
schlosser - 21. Dez, 21:18
Sehr gern. Naja, eigentlich nicht. ;-)
Es wäre es bestimmt lieber gewesen, was Positives zu schreiben. Doch da hat einfach zu viel nicht gestimmt.
Aber es kann sich ja jeder selbst ein Bild machen.
auf www.warmekueche.at siehst Du übrigens jede Menge Lokalreports! Viel Vergnügen... lg Wolfgang
Aber es kann sich ja jeder selbst ein Bild machen.
auf www.warmekueche.at siehst Du übrigens jede Menge Lokalreports! Viel Vergnügen... lg Wolfgang
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