Oh, ja - es ist wirklich spannend.
Bei unserem ganzen technischen Schnick-Schnack faszinieren mich mittlerweile so scheinbar einfache Dinge wie ein biologischer Kreislauf in einem Aquarium total:
Haben noch von ein paar Tagen ein paar Sakura-Garnelchen mit ihrem Leben dafür bezahlen müssen, war es dennoch ein heldenhafter, gar märtyrerhafter und nicht unnützer Tod:
Heute weiss ich mehr!
Was meinem Nano-Aquarium widerfuhr, war der klassische
Nitrit-Peak, ein sprunghafter Anstieg der Nitritwerte, da die für den Abbau zuständigen Bakterien
Nitrobakter noch nicht ausreichend vorhanden waren.
Doch alles der Reihe nach:
Meine Bewohner fressen eiweisshaltige Nahrung und können einen Teil der Aminosäuren, die im Eiweiss vorhanden sind, nicht verwerten. Diese scheiden sie über ihren Stoffwechsel als Ammonium aus. Ist der ph-Gehalt des Wassers größer als '7', dann wandelt sich dieses eigentlich ungefährliche Ammonium in Ammoniak um. Den mögen die Garnelchens gar nicht. Deshalb gibt es auch Bakterien, die in einem ausgeglichen Ökosystem diese Giftstoffe umwandeln. Nämlich in Nitrit (das erledigen die
Nitrosomonas) und dann wiederum von Nitrit auf Nitrat (das erledigen die schon genannten Nitrobacter).
Nitrat ist wesentlich harmloser und kann auch in höherer Konzentration auftreten, ohne zu schaden.
Alle Abfallstoffe - Ammonium, Nitrit und Nitrat - werden von Pflanzen aufgenommen und diese bauen daraus wieder Eiweiße.
Echt cooool!
Das bedeutet wiederum, dass mein kleines Biotop nur dann funktioniert, wenn ein ausgeglichenes Verhältnis von Nitrosomonas und Nitrobacters vorhanden ist. Und natürlich genügend Pflanzen, die alles verwandeln.
Hat man ein neues Becken wie ich, dann passiert folgendes:
Mit Pflanzen 'schleppt' man sich auch schon Bakterien und manchmal auch (fast unsichtbare) Schnecken mit ein, die Ammonium ausscheiden. D.h. für die Ntrosomonas ist Futter da, sie verwandeln fleissig das Ammonium in Nitrit, doch sind (fast) noch keine Nitrobacter im Wasser und so kommt es zum Anstieg der Nitritwerte, dem Nitritpeak.
Und daran mussten meine ersten Bewohner halt glauben.
(Und es war doch nicht die vielleicht unpässliche asiatische Einrichtung, wie ich anfänglich glaubte *gg*)
Am Leitungswasser kann es nicht liegen (Nitritwerte werden vom Wasserwerk ob ihrer Gefährlichkeit für den Menschen genauestens kontrolliert), obwohl man hier die
Kupferwerte im Auge behalten sollte: Neu verlegte Rohrleitungen geben Spuren dieses Metalls ab und das ist extrem schädlichen für die Nano-Bewohner. Man kann sich Kupfer aber auch durch Pflanzenkauf einschleppen - wenn das Grünzeug nicht ausreichend gewässert wurde. In Düngemitteln ist's nämlich auch enthalten, gemeinerweise...
Doch nun - was tun, sprach Zeus?
--> Wasserwechsel, Wasserwechsel und nochmals Wasserwechsel. Und jedesmal mein kleines Köfferchen zücken und Nitritwerte messen. Bis sich das natürliche Gleichgewicht eingestellt hat.
Mühsam? Keineswegs. Ich find' das total spannend und vor allem
so basic! :o)
Geil! Biotop selber schaffen, so ein Mikrokosmos zu Hause. Ich liebe es.
*grosse Naturfreude herrscht!*